Warum Rückwärts Schicken beim Verladen eines Pferdes totaler Schwachsinn ist.

Verladetraining

Ganz entspannt steht Lobo vor dem Anhänger. Er hat kein Stress mit dem Verladen.

Ganz häufig höre ich von Leuten den Rat vieler Horsemanshiptrainer, wenn ein Pferd nicht in den Hänger gehen möchte, dann sollen die Leute das Pferd heftig Rückwärts schicken, Druck aufbauen und sogar noch vor dem Hänger kreiseln lassen. Lernpsychologisch ist das totaler Schwachsinn. Das Motto heißt, wenn das Pferd nicht in den Hänger geht, dann bekommt das Pferd riesigen Stress gemacht. Wie bitte soll das Pferd dann die ihm gestellte Aufgabe verstehen. Unter Druck lernt niemand was, weder Mensch noch Pferd. Es kann sein, dass das Pferd irgendwann aufgibt und deshalb in den Hänger geht. Ich würde mich bei der Methode aber nicht drauf verlassen, dass es immer und überall funktioniert. Noch größerer Unsinn ist es, das Pferd erst 1 – 2 Stunden auf dem Reitplatz müde zu scheuchen, damit es danach sich verladen lässt. Mag ja sein, wenn das Pferd müde ist, dass es dann froh ist im Hänger Ruhe zu haben, aber auch das kann in meinen Augen nicht die Lösung sein. Diese Methoden habe ich leider zu oft erlebt, wenn es bei mir auf dem Hof nach einem Seminar ans Verladen geht und die Pferde mal wieder nicht in den Hänger wollen. Wen wundert es.

Ich möchte dass das Pferd die Aufgabe versteht. Ich sage dem Pferd, ich möchte dass Du in den Anhänger gehst, dann können wir viele schöne Ausflüge unternehmen. Auf dem Rückweg sage ich meinem Pferd, ich möchte, dass Du in den Anhänger gehst, dann bringe ich dich wieder Nachhause zu deinen Kumpels. Ich würde niemals sagen, ich glaube heute geht mein Pferd nicht in den Anhänger, oder heute wird das Verladen bestimmt schwierig werden. Was glaubt Ihr, was dann unser Pferd macht? Bestimmt geht es dann nicht in den Anhänger.

Die Aufgabe heißt also, Pferd ich möchte, dass du jetzt in diesen Anhänger einsteigst. Ich führe das Pferd dann auf die Rampe zu. Bleibt das Pferd stehen, dann lasse ich das zu und das Pferd darf überlegen. Nach einer Weile frage ich wieder, geht es dann weiter lobe ich das Pferd. Geht das Pferd Rückwärts, dann führe ich das Pferd wieder erneut an den Anhänger. Es ist egal wie viel Schritte das Pferd vorwärts geht, jedes Bemühen vorwärts lobe ich sofort. Bleibt das Pferd stehen und rührt sich nicht, dann zupfe ich immer wieder leicht am Halfter, bis das Pferd vorwärts geht. Ich lasse das Pferd nie an dem Hänger vorbeischauen, sollte es das machen, dann platziere ich den Pferdekopf wieder vor dem Eingang.

Springt das Pferd von der Rampe oder schießt Rückwärts, dann brauche ich einen erfahrenen Helfer, der von hinten das Pferd wieder vorwärts schickt. Am besten mit einer längeren Touchierpeitsche, damit genügend Abstand zum Pferd ist, um nicht getreten zu werden. Auch hier gilt, geht das Pferd wieder vorwärts, sofort loben und jegliche Reaktion des Helfers muss sofort einstellt werden. Bei manchen Pferden ist es auch möglich, durch leichtes Touchieren von hinten das Pferd zum Vorwärtsgehen zu animieren. Geht das Pferd, muss sofort jegliche Gertenhilfe wieder eingestellt werden. Geht das Pferd wieder rückwärts, dann darf der Helfer wieder kurz eingreifen. Auch hier gilt, kurz das Rückwärtsgehen unterbinden, aber das Pferd vor dem Hänger niemals verprügeln, das macht jegliches Vertrauen kaputt, genauso wie das sinnlose Rückwärtschicken, wo doch viele Pferde sowieso lieber vor dem Hänger rückwärts wollen, statt vorwärts. Warum Rückwärts schicken wenn ich doch möchte, dass das Pferd vorwärts geht und das Rückwärts ein unerwünschtes Verhalten ist, was ich beim Verladen überhaupt nicht gebrauchen kann. Genauso verhält es sich mit dem seitwärts von der Rampe springen. Auch hier darf der Helfer kurz eingreifen und das Runterspringen unterbinden.

Es kann eine Weile dauern, bis das Pferd so die Aufgabe versteht in den Hänger zu gehen. Alle Pferde, die es bei mir so gelernt haben waren hinter verladesicher. Hier die Geduld zu bewahren lohnt sich also und am besten übt man rechtzeitig bevor man irgendwo hin möchte mit seinem Pferd. Erfahrungsgemäß gehen die Pferde oft in der Fremde auf dem Rückweg schlechter auf den Anhänger. Vermutlich weil sie jetzt einmal kurz vorher gefahren sind und nicht so gerne wieder fahren möchten. Auch hier lohnt es sich geduldig zu bleiben. Fährt man öfter mit dem gleichen Pferd, dann geht es irgendwann mit meiner Methode auch auf dem Rückweg.

Fahren
Wichtig ist immer mit Pferd vorsichtig und vorausschauend zu fahren, das Pferd kann die Kurve nicht kommen sehen, muß sich aber ausbalancieren. Genauso ist es mit dem Bremsen. Vorsichtig bremsen und an der Kreuzung am besten ausrollen lassen. Wir wollen unserm Pferd das Anhängerfahren ja nicht direkt verleiden. Sonst brauchen wir uns nicht wundern, wenn unser Pferd beim nächsten Mal nicht mitfahren möchte.

Futter
An für sich eine gute Idee, aber wenn sich unser Pferd heute entschieden hat nicht einzusteigen, dann wird es auch das Futter als Lockmittel verweigern. Ich halte diese Methode nicht dafür geeignet verladesichere Pferde zu erziehen. Ich habe oft genug Menschen stundenlang mit einem Futtereimer vor dem Hänger stehen sehen. Es funktioniert nicht, wenn unser Pferd nicht will. Eine gute Sache ist es, wenn das Pferd eingestiegen ist es dann zu füttern. Allerdings sollte zuerst alles zu sein, sowohl die hintere Stange als auch die Hängerklappe. Sonst schnappt sich das Pferd eine Maul voll Futter und steigt wieder aus. Das ist auch wieder vom Lerneffekt ein Pluspunkt fürs Pferd. Ist es noch nicht möglich den Hänger zu schließen, dann gebe ich dem Pferd ein Leckerli, wenn es ganz drin ist und schicke es wieder aus dem Anhänger. Ich würde das Pferd nie füttern, wenn es noch nicht ganz im Anhänger ist, da die Aufgabe erst abgeschlossen ist, wenn das Pferd ganz im Anhänger steht. Zwischendurch muss das stimmliche Lob ausreichen. Wenn ich das Verladetraining für den Tag gut sein lasse, auch wenn es noch nicht ganz klappt, dann kann ich nach Beendigung des Übens vor dem Anhänger ein Leckerli geben und das Pferd dann in seinen Stall zurückbringen. Vor Fahrtantritt sollte ein Pferd im Anhänger nie mit Kraftfutter gefüttert werden, da das Pferd sich daran verschlucken kann, wenn es noch nicht ganz fertig ist und die Fahrt schon los geht. Mit Hänger unerfahrenen Pferden fahre ich sofort los, sobald sie eingestiegen sind und alles zu ist. Wartet man zu lange, fangen viele Pferde an auf dem Hänger zu trampeln. Sobald der Hänger rollt sind die Pferde damit beschäftigt sich auszubalancieren und haben weniger Zeit sich aufzuregen.

Anbinden im Anhänger
Wichtig ist ein Pferd im Anhänger immer erst dann anzubinden wenn alles zu ist. Genauso vor dem Ausladen das Pferd erst losbinden, bevor der Anhänger geöffnet wird. Ich habe schon böse beinahe Unfälle erlebt, wenn das Pferd angebunden ist, aussteigen will und der Strick reißt, dann fliegt das Pferd Rückwärts aus dem Anhänger und kann sich schwer verletzten. Oder es kann im Anhänger stürzen und sich festlegen. Also immer schön vorsichtig bleiben. Schleicht sich eine gewisse Routine ein, dann wird man schnell mal nachlässig, was schlimme Folgen haben kann.

Fahrtraining
Geht das Pferd endlich in den Anhänger, lässt sich Stange und Klappe schließen und das Pferd sich anbinden, dann fahrt bitte nicht direkt auf die erstbeste Veranstaltung, sondern übt mit Eurem Pferd auch das Fahren. Erst eine kleine Runde um den Block und dann immer ein Stück weiter. Auch das sollte man einige Tage immer wieder machen, bevor es dann in die Fremde geht. Landstraße und Autobahn mit LKW sind eine große Herausforderung für unser Pferd. Ich hatte letztens sogar die Feuerwehr hinter mir. Mein Pferd blieb zum Glück ruhig.

© Bester RideArt, Heike Bester-Dassler

Bester RideArt - Heike Bester-Dassler

Hallo, ich bin Heike - Trainer, Coach und Autor für Pferde und Reiter. Ich liebe Pferde und Reiten über alles und mein Anliegen ist es meine Pferde bis ins hohe Alter Gesund zu Reiten und Artgerecht zu Halten. Ich liebe die Reitkunst von der Basisarbeit bis zur Versammlung, Bodenarbeit, Handarbeit, Longieren mit dem Kappzaum, die Arbeit am Langen Zügel und Zirkuslektionen. Ich bin Claus Penquitt-Trainerin und Mitglied der Ritterschaft der Akademischen Reitkunst von Bent Branderup durch Ablegung der Ritterprüfung, der Longenprüfung und der Handarbeitsprüfung. Ich bilde mich regelmäßig in Form von Seminaren bei qualifizierten Trainern weiter fort.

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