Als Reitpferd geboren?

Ein Pferd wird nicht als Reitpferd geboren. Drum ist es wichtig dem Pferd alles beizubringen, was es später können soll.

Ein Pferd wird nicht als Reitpferd geboren. Darum ist es wichtig dem Pferd alles beizubringen, was es später können soll.

“Heutzutage sitzen viel zuviele schlecht ausgebildete Reiter auf nicht ausgebildeten Pferden.”
Zitat von Bent Branderup

Das ist für mich, wie Autofahren mit einem Fahrzeug, wo weder Bremse noch Lenkung richtig funktionieren. Das wäre für mich ein Alptraum. Darum bilde ich meine Pferd lieber gut aus. Da habe ich mehr Spaß dran.

Die Menschen kaufen sich ein Pferd und möchten es Reiten. Sie kaufen sich ein Pferd für einen bestimmten Zweck. Sie möchten Ausreiten, in ihrer Freizeit mit dem Pferd entspannte Ritte genießen. Vielen ist heutzutage klar, dass ein ungerittenes Pferd erst eingeritten werden muß. Leider meint man heutzutage, dass dazu 3 Monaten Schnellausbildung völlig ausreichend seien, aus einem rohen Pferd ein Reitpferd zu machen. In konventionellen Ställen lernt das Pferd in dieser Zeit in allen 3 Grundgangarten am Zügel zu gehen. Danach geht das Pferd wieder zu seinen Besitzern zurück, oder wird an einen schwächeren Reiter verkauft.

Leider ist es so, dass diese erste Zeit des Einreitens oft die einfachste für den erfahrenen Ausbilder ist, die Pferde suchen nach ihrer Balance mit dem Reiter und machen meistens gut mit. Haben die Pferde erst die Balance unter dem Reiter gefunden, dann kommt oft mal ein Schlenker zu Seite, ein Ausbrechen über die Schulter, oder auch in einem Schreckmoment ein kleiner Hüpfer oder ein kurzes Losrennen. Für den erfahrenen Ausbilder stellt das keine Schwierigkeit dar. Er korrigiert das Pferd und reitet einfach weiter. Das Pferd lernt sich sicher zu fühlen und das solche Eskapaden dem Pferd keinen Nutzen bringen.

Geht das Pferd nach dem Anreiten an einen schwächeren Reiter, der diese kleinen Schwierigkeiten nicht korrigieren kann, dann lernt das Pferd sich unsicher zu fühlen und wird immer häufiger unerwünschte Verhaltensweisen an den Tag legen. Irgendwann wäre jetzt ein Korrekturberitt angebracht. Alternativ wird nicht mehr geritten, weil das Pferd ja schwierig ist und der Reiter dem nicht gewachsen ist. Mit einem guten Reitlehrer zur Hand kann der Reiter an diesen Problemen arbeiten. Leider kostet der Reitlehrer Geld, was man nicht hat, da die Unterhaltung des Pferdes ja schon jeden Monat Kosten verursacht. Kommt der Reiter dann zu der Erkenntnis, das er ja einfach reiten möchte, es mit dem angeschafften Pferd so aber nicht möglich ist, gelangt er oft zu der Annahme, das dieses Pferd für ihn nicht geeignet sei und wird dieses Pferd verkaufen. Oft in dem Glauben, der nächste Reiter werde bestimmt mit diesem Pferd besser klar kommen.

Die zweite Variante, da der Reiter heutzutage meist ein gerittenes Pferd haben möchte, kauft man ein Pferd von einem Händler oder einem Freizeitreiter. Bei einem gerittenen Pferd kann der Reiter zumindest ausprobieren, ob das Pferd zu ihm passt. Allein die Tatsache, dass ein Pferd reitbar ist, bedeutet noch lange nicht, dass das Pferd in irgendeiner Weise ausgebildet ist. Man kann mit dem Pferd von A nach B reiten. Über die Qualität wie gut das das Pferd ausgebildet ist sagt das überhaupt nichts aus. Bis ein Pferd sicher und routiniert in irgendeiner Disziplin zu reiten ist, braucht es viele tausend Wiederholungen. Die Schwierigkeiten die sich einstellen werden oft die gleichen sein, wie bei dem jungen gerade angerittenen Pferd. Der Händler ist darauf angewiesen Pferde zu verkaufen, also werden die Pferde dort nicht allzu lange verweilen und Ausbildung kostet ja bekanntlich Zeit und Geld. Der Freizeitreiter verkauft sein Pferd oft, weil er keine Zeit hat, kein Geld hat das Pferd zu unterhalten oder weil er ein anderes Pferd haben möchte, warum wohl? Und schon beginnt der Kreislauf von neuem. Hoffnung, dass es mit diesem Pferd besser funktioniert, bis hin zur Frustration, dass gute Reiter und Reitpferde nicht von selber geboren werden.

Ein Pferd ist kein Fahrrad!

Es braucht 8 – 10 Jahre an Ausbildung bei Reitern und Pferden, bis beide gut werden. Solch ein Pferd wird niemand abgeben und wenn doch, dann hat es seinen Preis. Ein guter Reiter wird sich auch ein gutes Pferd kaufen wollen, entweder roh, weil er es selber kann, oder ein gut angerittenes und sich sich kein Korrekturpferd anschaffen wollen. Wer günstig ein Pferd kauft muß dieses Pferd und sich selbst selber ausbilden, möglichst mit Hilfe eines Reitlehrers, damit der Traum vom harmonischen Reiten nicht zum Alptraum wird. Das erfordert viele Jahre an Disziplin und Durchhaltevermögen. Wer das nicht hat sollte sich lieber ein Fahrrad kaufen.

© Heike Bester-Dassler, Bester RideArt

Bester RideArt - Heike Bester-Dassler

Hallo, ich bin Heike - Trainer, Coach und Autor für Pferde und Reiter. Ich liebe Pferde und Reiten über alles und mein Anliegen ist es meine Pferde bis ins hohe Alter Gesund zu Reiten und Artgerecht zu Halten. Ich liebe die Reitkunst von der Basisarbeit bis zur Versammlung, Bodenarbeit, Handarbeit, Longieren mit dem Kappzaum, die Arbeit am Langen Zügel und Zirkuslektionen. Ich bin Claus Penquitt-Trainerin und Mitglied der Ritterschaft der Akademischen Reitkunst von Bent Branderup durch Ablegung der Ritterprüfung, der Longenprüfung und der Handarbeitsprüfung. Ich bilde mich regelmäßig in Form von Seminaren bei qualifizierten Trainern weiter fort.

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