Sicherheit im Reitsport: Helm, Weste, Sattel, Zaumzeug oder lieber ohne alles

Lobo Traversale nach Rechts

Harmonie beim Reiten ist nicht von der Ausrüstung abhängig

Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht zur Sicherheit bei Reiten. Zur Zeit geht bei vielen jungen Reiterinnen den Trend dahin, Ihr Pferd ohne Sattel und Zaumzeug reiten zu wollen. Das ist ein tolles Ziel, jedoch sollte das nicht dazu führen die eigene Sicherheit und Gesundheit dafür zu riskieren. Klar sieht es toll aus, wenn man junge Mädchen mit offenen wehenden Haaren mit ihrem Pferd über die Weide galoppieren sieht, möglichst ohne alles. In dem Film Ostwind wird es ja auch so von Kenzie Dysli gezeigt. Romantik pur. Aber gleichzeitig lese ich dann von Unfällen, die passieren, weil die Mädels eben doch mal runterfallen und bei machen endet es im besten Falle mit einem Krankenhausaufenthalt. Mache scheinen sogar stolz darauf zu sein.

Muß es wirklich oben ohne, sprich ohne eine Reitkappe sein, die im Falle eines Sturzes den eigenen Kopf vor schweren Verletzungen schützt. Muß es wirklich sein jedes Pferd ohne Sattel reiten zu wollen? Muß jedes Pferd gebisslos ausgebildet werden, auch wenn es noch so schwierig ist?

Für mich fängt eine gute Pferdeausbildung damit an, dem Pferd mit Ausrüstung, welcher auch immer, eine gute Grundausbildung zu geben. Das Pferd sollte gut in der Bodenarbeit geschult sein. Das Pferd muss sich anhalten lassen, das Pferd muss sich lenken lassen, dass Pferd sollte alle Übergänge in alle Gangarten beherrschen. Das Pferd sollte bemüht sein die Wünsche des Reiters immer zu erfüllen. Das Pferd muss lernen seine Instinkte zu unterdrücken, es soll sich unter dem Reiter nicht Erschrecken, nicht Bocken oder Durchgehen.

Erst wenn diese Grundlagen sicher sitzen bei Pferd und Reiter, dann kann der Reiter anfangen die Ausrüstung zu reduzieren. Erst ersetzt der Reiter das Gebiss durch eine gebisslose Zäumung, dann durch einen Halsring und ganz zum Schluß kann der Reiter probieren, ob es auch mit 2 Gerten geht. Zur Sicherheit sollte sich immer ein Kopfstück mit Zügeln zusätzlich am Pferdekopf befinden, mindestens jedoch ein Halsriemen um den Pferdehals liegen, damit man im Notfall überhaupt eine Chance hat einzugreifen. Zu Anfang würde ich auch vorerst den Sattel oder wenigsten ein Reitkissen bevorzugen, damit der Reiter mehr Halt hat. Einige Pferde finden das ganz toll plötzlich soviel Freiheit beim Reiten zu besitzen, dass sie gerne mal einen Freudensprung produzieren. Bei Pferden, die noch nicht sehr erfahren sind, ist das leider eine negative Lernerfahrung, wenn sie plötzlich feststellen, wie man den Reiter loswerden kann, was Pferde ungewollt schnell zu Problempferden machen kann.

Ich kann es verstehen, dass man dem Pferd so nahe wie möglich kommen möchte, aber ist es wirklich nötig ohne Helm und Weste und Sattel ausreiten zu gehen, mit einem Pferd, welches seine Reiterin hin und wieder abbockt und sie sich beim Runterfallen schon die Wirbelsäule gebrochen hat? Ist es wirklich so toll mehr als einmal im Krankenhaus zu landen, weil man schon wieder vom Pferd gefallen ist und womöglich wochenlang nicht Reiten kann oder auch bei schlimmen Unfällen nie wieder im Leben auf ein Pferd steigen wird, womöglich im Rollstuhl sitzt und auf fremde Hilfe ein Leben lang angewiesen ist. Mir gefällt es da wesentlich besser auf dem Pferd zu bleiben. Zu meiner eigenen Sicherheit benutze ich gerne eine Reitkappe und einen Sattel.

Einerseits geht der Trend zu mehr Sicherheit im Reitsport und immer mehr Ausbilder propagieren beim Reiten immer einen Reithelm zu tragen, anderseits möchte man am liebsten auf jegliche Ausrüstung bei Pferd und Reiter verzichten. Also bitte liebe Reiter macht Euch auch um Euch selber Gedanken, ein Unfall mit dem Pferd ist ungewollt schneller passiert als so manch einer glaubt.

© Heike Bester-Dassler, Bester RideArt

Bester RideArt - Heike Bester-Dassler

Hallo, ich bin Heike - Trainer, Coach und Autor für Pferde und Reiter. Ich liebe Pferde und Reiten über alles und mein Anliegen ist es meine Pferde bis ins hohe Alter Gesund zu Reiten und Artgerecht zu Halten. Ich liebe die Reitkunst von der Basisarbeit bis zur Versammlung, Bodenarbeit, Handarbeit, Longieren mit dem Kappzaum, die Arbeit am Langen Zügel und Zirkuslektionen. Ich bin Claus Penquitt-Trainerin und Mitglied der Ritterschaft der Akademischen Reitkunst von Bent Branderup durch Ablegung der Ritterprüfung, der Longenprüfung und der Handarbeitsprüfung. Ich bilde mich regelmäßig in Form von Seminaren bei qualifizierten Trainern weiter fort.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

  1. Vielen Dank für diesen Artikel. Als bekennender Sidepull- und Halsringreiter liebe ich auch die Freiheit – und schütze sie mind. mit einem Helm und Handschuhen (obwohl ich mein Pferd, 20 Jahre, mit einem kleinen Finger dirigieren kann – ohne es zu berühren).

    Der Vorbildcharakter der “freien Bilder” ist leider eher erschreckend ….

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