Gedanken zur modernen Pferdehaltung

Es hat sich viel getan in der Pferdehaltung. Die Pferde kommen mehr auf die Weiden, es gibt viele Ställe mit Paddockboxen. Soweit so gut. Aber oft höre ich im Winter, die Paddocks oder Weiden sind zu nass, gefroren oder matschig, also kommen die Pferde oft 24 h gar nicht raus. Im Frühjahr ist das Gras zu saftig und gedüngt und damit drohen Krankheiten, wie Hufrehe und Koliken. Befestigte Paddocks gibt es nicht, also wieder bleibt nur die Alternative Box. Gehen die Pferde dann stundenweise auf die Weide, dann ist es zuviel Aufwand sie danach noch auf einen Paddock, falls vorhanden, zu stellen, also wieder ist die Alternative die Box. Bei 3 h Weide sind das 21 h Boxenhaltung und selbst bei idealen Bedingungen, Morgens um 8:00 Uhr raus und um 20:00 Uhr wieder rein, bleibt das Pferd immer noch 12 h eingesperrt in seiner Box. Die meisten Stallbetreiber wollen schließlich auch mal Feierabend haben.

Warum halten dann nicht immer mehr Leute ihre Pferde im Offenstall? Für mich ist dies die ideale Haltungsform. Aber auch hier gibt es Bedingungen. Die Pferde müssen verträglich sein, alle müssen in etwa mit der gleichen Futtermenge auskommen. Man kann kein schwerfuttriges Pferd in einer Herde guter Futterverwerter halten. Der eine braucht nasses Heu, der andere Silage, der nächste darf keine Silage. Kraftfutter kann individuell durch umgehängte Eimer gefüttert werden. Gute Offenstallhaltung bedeutet mehr Zeit und Geldaufwand. Die Paddocks müssen befestigt werden, die Wege zum Misten sind weiter, die Äppelhaufen werden zertreten oder von Vögeln zerpickt und müssen aufwendig eingesammelt werden. Mehrere Pferde zerwühlen die Einstreu oder man verlegt teure Gummimatten, welche auch meist nicht ohne Einstreu auskommen, wenn es wirklich pferdegerecht sein soll.

Wenn es dann mit den Pferden passt kommen noch die zugehörigen Menschen ins Spiel. Mein Pferd soll dies, mein Pferd hat das, das eine Pferd hat meinem Pferd dies oder jenes getan. Oh je. Und zu guter Letzt: Kosten darf es natürlich auch nicht mehr als die Box im Nachbarstall, weil Offenstallhaltung ist ja nur eine Weide mit Unterstand, zumindest in den Köpfen der Menschen. Und wenn es darum geht gegen Mithilfe die Kosten zu reduzieren hat auch keiner Lust dazu. Und wenn es mit den Menschen passt kommt der nächste Effekt: Dem Pferd geht es ja so gut im Offenstall und man kommt immer seltener. Die Pferde langweilen sich dann, sind frustriert weil ihre Kumpels regelmässig rausgeholt werden. Aber das sieht ja keiner, den Pferden geht es ja so gut.

Es gibt ein paar wenige große Laufställe, wo Effektivität wieder auf Kosten der Pferde geht, wie zuviel befestigte Flächen, wegen maschineller Entmistung. Nicht artgerechte Futterautomaten, da nicht alle Pferde gleichzeitig fressen können, was allerdings das Problem der unterschiedlichen Futtermenge löst, die Pferde aber einen Transponder tragen müssen.

Fazit: Richtig verstandene Offenstallhaltung ist aufwendiger und teurer als Box mit Wiese. Daher wird sie meist nur in privaten Pferdehaltungen mit viel Idealismus betrieben, wie auf dem Besternhof.

©Heike Bester-Dassler, Bester RideArt

Bester RideArt - Heike Bester-Dassler

Hallo, ich bin Heike - Trainer, Coach und Autor für Pferde und Reiter. Ich liebe Pferde und Reiten über alles und mein Anliegen ist es meine Pferde bis ins hohe Alter Gesund zu Reiten und Artgerecht zu Halten. Ich liebe die Reitkunst von der Basisarbeit bis zur Versammlung, Bodenarbeit, Handarbeit, Longieren mit dem Kappzaum, die Arbeit am Langen Zügel und Zirkuslektionen. Ich bin Claus Penquitt-Trainerin und Mitglied der Ritterschaft der Akademischen Reitkunst von Bent Branderup durch Ablegung der Ritterprüfung, der Longenprüfung und der Handarbeitsprüfung. Ich bilde mich regelmäßig in Form von Seminaren bei qualifizierten Trainern weiter fort.

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